Familie Moritz Maneles

Erich, Kurt, Gerda und Erika Maneles

Von den vier Kindern der Familie Maneles haben nur zwei die Zeit des Zweiten Weltkrieges überlebt.

Erich starb schon einjährig, zu der Zeit, als die Familie noch in Laa lebte. Der genaue Grund seines Todes ist mir unbekannt, doch kann von einer Krankheit ausgegangen werden. Auch wenn die medizinische Versorgung in der Zwischenkriegszeit nicht der heutigen entsprach, so lag die „Säuglingssterblichkeitsrate bis Mitte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts unter 10 %“

Kurt war ein Jugendlicher zur Zeit des Naziregimes und so gelang es ihm, sich vor den Schergen in Sicherheit zu bringen. Ich stand in den 90ern mit ihm in Briefkontakt. Auch in der Lebensgeschichte seines Cousins Ernst kann man viel über seine Flucht lesen. Leider habe ich ihn nicht selbst getroffen, doch sein Sohn besuchte die alte Heimat mit seiner Familie und ich kann mich noch gut erinnern, wie er vom Handy aus seinen Vater anrief und ihm genau beschrieb wo er sich gerade befand und wie es hier jetzt aussah – am Stadtplatz, vor der alten Schule, etc.

Treffen anlässlich der Hochzeit von Ernst Neumanns Enkelin:
(v. links n. rechts) Ernst Neumann, Karola Zucker, Kurt Maneles mit Gattin

Gerda hat den Holocaust nicht überlebt, da sie zu alt war, um wie ihre Schwester Erika mit einem Kindertransport fliehen zu können. Und wie es aussieht, hat gerade die Liebe ihre Situation verschlimmert – sie verliebte sich und heiratete, vielleicht sogar in Theresienstadt und wurde letztendlich in Auschwitz ermordet, weil sie ein Kind erwartete. Ein – wahrscheinlich letzter – Brief aus dem Jahr 1940 ist erhalten.

Erika konnte durch einen Kindertransport nach England fliehen, da sie erst 1925 geboren wurde (24.11.). In ihrer Zeit in Laa war sie die einzige jüdische Schulfreundin von Karola Österreicher. Da ihre Familie von Laa nach Tschechien floh, begann in Prag ihre Reise in die Freiheit. Ihr Retter war Nicholas Winton, der vor dem 15. Februar 1940 insgesamt die Rettung von 669 zumeist tschechisch jüdischen Kindern erwirkte, diese sind auch unter dem englischen Begriff „Winton children“ bekannt. Auch wenn der Name Winton den von
Oskar Schindler nie an Bekanntheit erreichte, so wurde sein Leben doch mehr als einmal verfilmt. Erika ging nach ihrer Zeit in der Britischen Armee in die USA, wo sie bis in die 60er Jahre lebte und schließlich noch jung an Krebs verstarb. Ich war in den 90ern mit ihrem Mann, Eric Bowes, in schriftlichem Kontakt.

Erika links stehend in 1970 in Chicago

1973 in Beer Sheva – Israel

Erika 1974 in Vermont

Kinderfotos von Kurt, Gerda und Erika, sowie ein Interview mit ihrem Kindermädchen, Martha Mader, finden Sie in diesem Abschnitt.

Die Eltern der vier Kinder versuchten nach Palästina zu entkommen, doch als das Schiff „Patria“ von den Engländern angegriffen wurde und sank, ertrank die Mutter. Der Vater überlebte und zog nach Ende des Krieges nach Wien.

Die Familie Maneles war mit anderen jüdischen Familien in Laa verwandt, so waren Jakob und Emilie Maneles sowohl die Großeltern (mütterlicherseits) von Edith Bloch, als auch von Ernst Neumann. Laut dem „Führer durch Laa“ lebten Jakob und Emilie Maneles im Jahr 1908 mit Gustav, Gisela, Laura und Marie unter der Adresse Hauptstrasse 19 in Laa. Laura war später Edith Blochs Mutter, Gisela die Mutter von Ernst Neumann. Die Brüder Gustav und Moritz waren Fruchthändler. Ob Marie eine weitere Schwester war, ist mir nicht bekannt.

1 https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Säuglingssterblichkeit