Interview Fr. Mader

Interview mit: Martha Mader (geb. 1914) und ihrer Tochter

Datum: 16. Oktober 1993

Frau Maneles mit ihren Töchtern Gerda (links) und Erika (rechts) // Kurt mit einer selbst gebackenen Torte — beide Fotos hat Frau Mader all die Jahrzehnte in Erinnerung an die Zeit bei Familie Maneles aufbewahrt

Von wann bis wann waren Sie die Erzieherin von Gerda, Erika und Kurt Maneles?

„Das kann ich Ihnen jetzt gar nicht sagen. Ich war nicht ganz 2 Jahre dort. Die Gerda, die ist ins Gymnasium gegangen und der Kurt war schon im Gymnasium und die Erika, die war unsere Kleine. Die ist ja noch in die Volksschule gegangen. Ich war ja ganz weg, dass der Kurt in Antwerpen ist. Es waren liebe Kinder. Der Kurt war ein richtiger Gentleman. Nur war er geistig nicht so auf der Höhe, im Gymnasium hat er sich wahnsinnig schwer getan und dann hab ich’s so weit gebracht… laßt’s doch den Buben was lernen. Der war tüchtig im Tortenrühren und Mehlspeis machen und mit’n Lernen hat er’s halt gar nicht g’habt. Jetzt hab ich g’sagt: „Laßt’s halt den Buben einen Konditor oder Bäcker werden und bezahlt’s, dass er nicht die Dreckarbeit machen muss.“ Dann haben’s es doch eingesehen. Und ich bin nach ein paar Jahren nach Laa gekommen, am Burschenvereinsball, und da hat er mitten auf der Straße gewartet und wie er mich g’sehen hat, ist er g’rennt kommen und hat mich umarmt und abbusslt und hat g’sagt: „Ihnen hab ich’s zu verdanken, dass ich nicht studier’n hab müssen.“ Die Gerda, die war wie eine Dame und der Kurtl war auch so brav. Die Kinder haben sich so verändert. Zu mir hat einmal der Parkwächter gesagt: Was haben denn Sie gemacht aus den Kindern“. Meine Vorgängerin musste ihm, dem Herrn Walter, ein Geld geben, dass er’s ausgejagt hat. Ja, sie waren sehr, sehr liebe Kinder. Und auch sie, die Frau Maneles, eine Dame, wirklich eine Dame. Sehr ordentliche Leute. Ich brauch Ihnen nur sagen, sie haben koscher gelebt. Das heißt, milchig und fleischig wurde getrennt, was ja heutzutage die Juden nicht mehr machen. Wir haben eigenes Geschirr gehabt für die Milchsachen und eigenes für die Fleischsachen.“

Haben Sie auch koscher gegessen?

„Ja, sicher. Es war eigentlich eh nichts anderes, nur Schweinefleisch ist nicht gegessen worden. Wir haben alle mitsammen gegessen. Ich glaub, das ist heute überhaupt nicht mehr, das koschere Essen.“

Können Sie mir etwas über die Eltern erzählen?

„Die Frau Maneles, eine fleißige Frau, von früh bis abends, sehr fleißig. Und er, er war im Büro, im Geschäft.“

Sind sie regelmäßig in die Synagoge gegangen?

„Freitagabends, die Männer mit dem Hut, die Frauen nicht.“

Wissen Sie, was mit der Synagoge geschehen ist, nach dem Einmarsch?

„Nein, da war ich schon lang nicht mehr in Laa. Nein, ich hab keine Ahnung. — Jetzt weiß ich es wieder, ab 1934 war ich beim Maneles. Da haben’s dann ein schlecht’s Geschäft g’habt und da haben’s sich a Erzieherin halt auch nicht mehr leisten können.“

Waren damals schon die Leute gegen die Juden aufgehetzt?

„Nein, nein, es war halt die Ernte nicht weiß-Gott-wie. Von anderen Repressalien her war das nicht. Dann ist uns die Köchin davon und dann hätt’ ich kochen auch noch sollen und dann bin ich g’angen. Aber es war eine schöne, eine schöne Zeit, wirklich wahr. Es war ein sehr, ein freundschaftliches Verhältnis.“

Tochter: „Du hast einmal gesagt, es ist dir nie besser gegangen und du warst ja in vielen Häusern.“

„Die Frau Maneles hat jeden Sonntag gefragt, ob ich in der Kirche war. Selbst waren sie religiös und sie haben auch unseren Glauben akzeptiert. Freitag hat es auch kein Fleisch gegeben, nur wegen der Angestellten.“

Ich habe gehört, dass Sie während des Krieges auch in Kontakt mit der Familie Maneles waren.

„Ja, da war ich in England und hab einen verzweifelten Brief bekommen. Sie haben kein Geld und sie haben nichts und da war die Frau Maneles und die Gerda in Tschechien und ich hab mein ganzes englisches Geld zusammengespart und hab’s ihnen geschickt und da hat sie zurückgeschriebenen, sie haben nichts mehr zu essen gehabt und das Geld ist g’rad angekommen und hat ihnen aus der Not geholfen. Sie waren wirklich sehr anständige Leute. Bitte, von ihm red’ ich nicht, gell.“

Tochter : „Aus dem schließe ich, er war nicht so, aber möglicherweise hat das eher mit Frauengeschichten zu tun gehabt.“

„Ja. Aber zu mir war er immer hochanständig. Da gibt’s nix. Einmal ist er in die Küche reingekommen und hat einen jeden Deckel aufgehoben und hat g’schaut, was es gibt und hat gemurrt. Hab ich g’sagt: „Herr Maneles, gehen’s auße ins Büro und tun’s die Bücher anschau’n, dass nicht wieder ein Geld auf der Nacht fehlt.“ Und das hat er dann ihr erzählt, dass ich frech war, hab ich gesagt, ich war nicht frech, ich habe nur die Wahrheit gesagt.“

Tochter „Du warst in England bis ’44 und wann war das, wie du den verzweifelten Brief bekommen hast?“

„Das kann ich nicht mehr sagen. ’40 bin ich rüber nach England.“

Haben Sie den Brief noch?

„Wir durften ja nichts Geschriebenes mitnehmen. Den Brief hab ich sicher nicht mehr.“

Wen haben Sie sonst noch gekannt?

„Ich habe kaum jemanden gekannt. Ich habe nur für die Familie gelebt. Sehr gerne hab ich noch gehabt die Hauser Erna. Die hat später in England gelebt. Dann weiß ich noch von Drill, der hat das Haus gebaut und die Zentralheizung und der Sohn kommt ewig nicht und so jetzt sind’s nachschau’n g’angen. Der ist im Keller erstickt, die Heizung war schlecht gemacht und das Kohlengas hat ihn getötet. Das war damals furchtbar.“

Können Sie mir noch etwas über die Frau Hauser erzählen?

„Die Hauser Erna war ein junges, fesches Mädel. Lebenslustig, sehr freundlich, mehr weiß ich auch nicht. So, wenn wir uns auf der Straße getroffen haben, haben wir schon ein paar Worte gewechselt. Wie gesagt, meine drei Kinder haben mich voll und ganz ausgefüllt.“

Tochter: „Und dann ist ja der Vati dazugekommen. Da hat sie ja meinen Vater kennen gelernt.“

„Der Vati war Hauslehrer vom Kurt.“

Tochter: „Da haben sie sich kennen gelernt und sie war ärgerlich darüber, weil sie sich gesagt hat: „Wir brauchen keinen Hauslehrer, wenn ich da bin“, und dann traf sie einen jungen Mann, ohne dass sie wusste, wer das ist. Der hat eine Lederhose angehabt und war braungebrannt, mit weißem Hemd. Und sie sagt zum Buben: „Wer war denn das“, und er sagt: „Das war unser Hauslehrer.““

„Und dann haben’s mir zugeredet, dann ist Weihnachten gekommen und ich hab natürlich rodeln und Schi fahren können, aber eislaufen nicht. Und jetzt haben’s mir zugeredet, ich soll eislaufen und ich hab’ mir wirklich Schlittschuh g’kauft und dann war’n wir eislaufen und da sind wir uns noch näher gekommen. Ach Gott ja, das war’n schöne Zeiten.“

Wie war die Beziehung zwischen Juden und Christen allgemein?

„Gut, gut. Ich wüsste nicht, dass da etwas gewesen wär’, wir waren mit allen gut, alle waren freundlich. — Und viele haben sogar g’laubt, ich bin auch eine Jüdin. — Wie der Einmarsch war, war ich in Salzburg, auch in einer jüdischen Familie und da hat einer zu mir g’sagt: „Fräulein, Sie tun mir leid.“ Sag ich, warum. Sagt er: „Na, Sie müssen ja auch wie die Juden leiden.“ Die hab’n alle g’laubt, ich bin a Jüdin.“

Wann ist der Kontakt zwischen Ihnen und der Familie Maneles abgebrochen?

„Wenn ich Geld g’habt hab, hab ich es ihnen immer geschickt. Aber ich war ja in England nicht richtig angestellt, sondern ich bin nach England nur der Sprache wegen und hab ich ja a nix verdient.“

Und trotzdem haben Sie öfter geholfen?

„Ja.“

Sie haben gesagt, die Frau Maneles und die Gerda Maneles waren in der Tschechoslowakei.

„Ja, weil der Herr Maneles hat Felder in Tschechien gehabt und ich stell mir vor, da sind’s von Laa nach Tschechien rüber, aber ich glaub’, da hat niemand geholfen in Tschechien.“

Wo war der Rest der Familie, waren sie auch in der CR?

„Nein, nein. Was ich weiß, haben jüdische Familien Kinder gesammelt und weggebracht und ich glaub, so ist auch die Erika nach England gekommen. Und vom Kurt hab ich überhaupt nichts gewusst, nur dass er dann Bäcker geworden ist. Und ich freu’ mich, dass es ihm gut geht. Wenn Sie ihm schreiben, dass lass’ ich ihn herzlich grüßen. „Das Fräule“, so hat er immer zu mir gesagt. — Wirklich gut benommen. – Der Herr Maneles war in Wien und da war ich vorstellen und da ist er heim gekommen und hat g’sagt, wenn ihr ein Fräulein haben wollt, dann müsst ihr euch gut benehmen und sie haben sich auch gut benommen, alle drei. Die Erika, dadurch, dass sie viel krank war, das war a Raunzn. Aber der Kurt und die Gerda, die war’n wirklich gut. Die Gerda war äußerst gescheit und fleißig. Da bin ich jeden Tag um 6 Uhr in der Früh am Bett g’sessen und hab sie geprüft. Die war fleißig. — Die Kanzleikraft, die hat ihn, den Herrn Maneles, irgendwie bezirzt, die hat er dann auch geheiratet. [nach dem Krieg, seine erste Frau ertrank vor der Küste des späteren Israel] Und er hat sogar mit der einen Buben g’habt. Die sind nach Wien. Denn da ist einmal ein Hausierer gekommen und hat er g’sagt: „Wissen Sie, dass der Maneles lebt?“. Sag ich: „Nein, ich weiß gar nichts.“ „Ja“, sagt er, „der hat irgendein Fetzeng’schäft oder was, so alte Sachen. Mehr weiß ich auch nicht. Und die Frau P., das war die Kanzleikraft, die hat eine Schwester gehabt, die war Lehrerin. Und wie die gestorben ist, war die [zweite] Frau Maneles mit dem Buben am Begräbnis. Das hat man mir gesagt. Ob’s stimmt, weiß ich nicht. Er hat dann aufgehört und ist in Pension.“

Können Sie sich an die Familie Fischof erinnern?

„Ja, das war der Schächter, wie sie ihn genennt hab’n. Der hat die Viecher umgebracht. Weil sie haben ja nur koscher gegessen. Das hat müssen der abstechen und ausbluten lassen. Der hat für alle Juden in Laa das g’macht. Und da hat er dabei g’red’t und wir hab’n nichts verstanden.“

Hat er das bei den einzelnen Familien zu Hause gemacht?

„Ja, er ist ins Haus gekommen und hat nach der Reihe um’bracht, ausbluten lassen und wegg’schmissen.“

War die Köchin eine Christin?

„Ja, ja.“

Woher hat die gewusst, welche Speisegesetze sie einhalten muss?

„Da ist jeder informiert worden. Genauso beim Essen. Wenn’s Fleisch gegeben hat, haben wir ein eigenes Service gehabt und auch das G’schirrschaffl durfte mit dem anderen nicht berührt werden. Ich sag’ ja, die Frau Maneles war eine fromme Jüdin.“

Wie war der Mädchenname von Frau Maneles?

„Hahn. Sie war aus Poysdorf. Die haben auch a so a Fruchtg’schäft g’habt. Sie war eine reiche Frau, die Maneles. Mich hat’s nur immer gewundert, dass sie den Maneles woll’n hat.“

Die Eltern von Herrn Maneles, waren die auch in Laa?

„Keine Ahnung, das weiß ich nicht. Wir haben nie von einem Großvater oder Großmutter was g’hört. Die Frau Maneles, die ist immer zu den Feiertagen nach Poysdorf gefahren zu ihren Leuten. Da war so eine Episode. Da hat’s ’nen Fisch beim Böck & Scheiner gekauft und ich musst ihn holen abends, weil sie ist zeitig in der Früh wegg’fahren und Glatteis war und ich bin her’g’flogen und auf den Fisch drauf. Und da bin ich so blöd g’fallen, dass der Fisch kaputt war und der hätt’ leben soll’n.“

Ist er dann noch gegessen worden?

„Ja, ich glaub’ schon.“

War am Schabbat das Geschäft geöffnet?

„Ja, ja. Da sind ja die ganzen Bauern reingekommen von den Ortschaften.“

Waren Sie beim Abendessen zu Schabbateingang dabei?

„Ja, ja, immer. Wir waren immer die Familie beisammen. Die Kinder und ich waren dabei.“

War freitags das Essen abends feierlicher?

„Nein. Beim Abendessen war immer die Familie beisammen. Wir sind alle beisammen g’sessen, haben uns gut unterhalten. — Mein Gott ja, sie war eine feine Frau, die Frau Maneles.“

Haben Sie die Familie Drill gekannt?

„Den Drill hab ich gekannt, der da ums Leben gekommen ist und sehr gut hab ich die Hauser Erna gekannt. — Damals, das war ja eine Zeit. Heute schaut ja jede Frau, dass sie einen Beruf hat und sich selbst was verdient. Aber wie ich jung war, da war das noch nicht so. Da war es ein bisschen so Beigeschmack, wenn eine sich hat ihr Geld selbst verdient.“

Was war ihre Aufgabe als Erzieherin?

„Die Kinder. Die Kinder pflegen, geistig und körperlich. Und schaun’, dass die Kleidung alles in Ordnung ist und Nachmittag viel spazieren gehen in die frische Luft. Ich bin dort wie ein Familienmitglied behandelt wurden und auch von den anderen Dienstboten bedient worden. Im Sommer sind wir schwimmen gegangen, im Winter eislaufen. — Ich war ganz sprachlos, wie ich gehört habe, die Gerda und die Frau Maneles sind im Konzentrationslager gestorben [Gerda starb im KZ, Frau Maneles ertrank, als die „Patria“ gesprengt wurde vor der Küste des späteren Israel]. Und der Älteste, der Kurt, lebt.“

War Ihre erste Anstellung bei der Familie Maneles?

„Ja. Der Kurt hat sich beim Lernen sehr schwer getan und am Freitag hat er schon g’sagt: „Darf ich morgen wieder eine Torte machen.“ „Ja, Kurtl, das darfst.“ Und da ist er zum Schipek g’angen und hat alles gebracht. Dekaweise! Da haben wir daheim nichts mehr wägen brauchen. Und g’rührt hat er, eine Stunde hat er eine Torte g’rührt. Und ich hab dann g’sagt, lasst’s doch den Buben was lernen, mit der Schulbildung bringt er’s nicht weit. Und ich bin froh, dass er Bäcker geworden ist. Es war ja meine Aufgabe, die Kinder so zu bringen, dass was wird aus ihnen.“

Was haben die Kinder am liebsten gemacht?

„Also die Gerda, die hat gelernt. Es war ihr egal, was. Und der Kurtl, ja der ist gern’ rumg’flogen. Mit dem Tischler, der ist ja heute noch dort, mit denen hat er schon viel Kontakt g’habt. Und die Erika, die war ja immer mein Anhängsel. — Die Frau Maneles, sie war so sparsam. Wenn die jüdischen Feiertage waren, hat sie sich keinen neuen Hut gekauft, den hat sie sich ausgeborgt. Bei der Zwieb hat sie sich für die 2, 3 Tage einen Hut ausgeborgt. Sie war ja so sparsam, die Frau Maneles. Aber auf ihre Kinder hat sie viel gehalten. Die haben nur die Kleider vom „Süßen Mäderl“ getragen. Da ist sie nach Wien gefahren und hat beim „Süßen Mäderl“ in der Kärntnertorstraße eingekauft.“

Wie streng wurden die Regeln der Religion eingehalten?

„Sie haben die Feiertage eingehalten. Zu Ostern hat’s das ungesäuerte Brot gegeben, das Mazze. Wir haben gut gelebt, sehr gut gegessen. Das erste Gansl hab ich in Laa g’kriegt und die hat sich so g’freut, die Frau Maneles. Das Pfaffenschnitzl hat’s mir g’eben und ich hab mit gedacht, wie soll ich denn das alles runterkriegen, aber ich hab’s dann gelernt, das Ganslessen. Es hat halt nur nichts Schweinernes gegeben. Ab und zu haben die Kinder am Abend Wurst gekriegt. Da sind wir zum Ribisch-Fleischhacker und der hat müssen die Wurst auf a Papier [legen] und das ist einpackt worden. Und das hat dürfen auf keinen Teller kommen, das haben’s müssen aus dem Papier heraus essen. Da hat jed’s die Wurst sich aussuchen dürfen beim Ribisch und da hat jeder sein Packerl g’kriegt.“

Sind die Kinder mit dem Vater in die Synagoge gegangen?

„Nur der Kurt. Frauen waren nicht dort erwünscht. Nur die Männer.“

Sind jemals andere Familien zu Besuch gekommen?

„Nein, ich kann mich nicht erinnern.“

Was hat die Frau Maneles immer so getan?

„Sie war ganz Geschäftsfrau. Zwei oder drei Mal in der Woche ist sie aufs Dorf hinausg’fahren einkaufen und verkaufen. Er ist immer im Büro gesessen und nach Wien ist er g’fahren auf die Börse. Wir haben ja nur mit Ganslfett gekocht und da hat er von Wien immer 10 Kilo Gänsefett g’bracht. Gut waren dann die Krammeln, die Ganskrammeln. Da haben wir dann am Abend Salzkartoffeln g’kriegt und die Ganskrammel dazu. Das war sehr gut.“

Können Sie sich erinnern, ob zum Essen Wein getrunken wurde?

„Ja, er, der Herr Maneles, da hat die Köchin immer zum Mittagessen und zum Abendessen Wein holen müssen vom Gasthaus.“

Wenn eines der Kinder krank war, welcher Arzt wurde gerufen?

„Der Doktor Oppel, der war wo jetzt die Fahrschule drinnen ist. Der war aber kein Jude. Und ab und zu ist auch a Krankenschwester gekommen. Da hat’s zwei Klosterschwestern gegeben in Laa, die sind nachschau’n g’angnen zu den Kranken und die ist auch in unser Haus g’kommen.“

Haben die Kinder ein Musikinstrument erlernt?

„Nein, wir haben sehr viel gesungen, aber Instrument keines.“

Hat die Familie Urlaub oder Ausflüge gemacht?

„Ich war ein Mal im Sommer mit der Erika in Großgmein. Sie wäre sonst am Semmering g’wesen, in dem Kinderheim und da hat die Frau Maneles g’sagt: „Fräulein, nehmen’s die Erika mit nach Salzburg und bleiben’s so lang ihr wollt, dass sie sich erholt“ – und sie hat sich gut erholt, die Erika.

Was war in der Zwischenzeit mit Gerda und Kurt?

„Wahrscheinlich wird die Gerda auch irgendwo g’wesen sein, in irgendeinem Heim. Ich kann’s nicht sagen. Das war in der Ferienzeit. Und der Kurt auch irgendwo. Der Kurt — mein Gott.“

Gab es irgendwelche Vereine, die die Kinder besuchten?

„Ich weiß nur, unser Vati [ihr Mann] hat ihnen tanzen gelernt und da warn’s g’mischt: Juden und Christen.“