In Memoriam

Zur Erinnerung an Karola (Carmella) Zucker, geborene Österreicher

Wenn ich an Karola denke, entspinnt sich eine unendliche Folge von Erinnerungen, wie es nur geschehen kann, wenn man jemanden über viele Jahre hinweg sehr gut gekannt hat, wenn man persönlich sehr eng verbunden war und ein reger Gedankenaustausch stattgefunden hat. Dies war zwischen uns beiden der Fall. Obwohl sie am 4. November 2003 den Kampf gegen den Krebs viel zu jung verlor, so bleibt das Gefühl, sie müsse doch bald wiederkommen, sobald der Sommer den Höhepunkt schon überschritten hat und man an manchen Tagen bereits eine Vorahnung davon hat, dass der von ihr so geliebte „goldene Herbst“ wohl nicht mehr zu lange auf sich warten lassen wird. Im August ist nämlich unser beider Geburtsmonat – sie hatte genau 50 Jahre und 18 Tage vor mir das Licht der Welt erblickt, als sie am 7. August 1925 als einziges Kind ihrer Mutter Hermine Österreicher (geb. Blau), geboren wurde. So feierten wir immer, wenn Karola nach Laa kam – ihren Geburtstag nach, meinen vor. Feiern und das Zusammensein mit Familie, das war, was sie besonders genoss. Über die Jahre hinweg ist sie Teil meiner Familie geworden. Wie sehr, merkt man vielleicht an folgender Episode: Meine Nichte war erst 4, als Karola von uns ging, sie war 3, als sie sie zum letzten Mal sah. Als sie als 8-Jährige, kurz vor Allerheiligen, in der Schule das Grab eines Verwandten zeichnen sollte, wählte sie Karolas Grab, das sie nur von Fotos kennt. Wer immer das Privileg hatte, Karola Zucker zu treffen, sein Leben blieb nicht unberührt.

Der Beginn unserer Freundschaft geht auf das Jahr 1992 zurück, als ich 17 Jahre alt war. Karola war Jahre zuvor mit einer Laaerin, die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebte, in Briefkontakt gewesen. Da ein Kuvert mit ihrer Adresse in meine Hände gelangte, konnte ich ihr einen Brief schreiben, in dem ich mich und mein Anliegen kurz vorstellte. Karolas Antwort folgte prompt:

Ramat Gan, 17.7. 92

Liebe Magdalena!


Habe deinen Brief mit etwas gemischten Gefühlen erhalten. Sage dir du, habe meinen Enkel der jetzt 15 Jahre alt wird, so erlaube mir du zu sagen. Als ich Laa verlassen musste, war ich 12 1/2 Jahre alt, ein Kind – aber mit gutem Gedächtnis über einiges. …


Zwischen uns entwickelte sich ein reger brieflicher Kontakt. Der Anfang ihres zweiten Briefes drückt die Wärme und Herzlichkeit aus, die ihren Umgang mit mir und mit allen ihrem Mitmenschen prägte.

Ramat Gan, 3. August 92

Liebe Magdalena!


Besten Dank für dein Photo – bist ein hübsches Mädchen. Dachte, du wärst blond mit blauen Augen. Irren ist menschlich.

Im Jahr 1993 trafen wir uns an zwei Nachmittagen in Wien, einen Tag besuchte sie uns mit ihrem Mann in Laa. (Besonders, wenn man zurückblickt, muss man ein scharfes Auge bewahren und darf nicht nostalgisch werden. Aus diesem Grund sei erwähnt, was Karola nie erfahren sollte: Beim vielen Reden ergab es sich, dass wir an diesem Tag die Zeit vergaßen und es Mitternacht wurde, bis wir zu einem kleinen Spaziergang am Laaer Hauptplatz aufbrachen, diesen aber nicht auslassen wollten, da Karola und ihr Mann am nächsten Morgen bereits wieder abreisen mussten. Niemand war auf der Straße zu sehen. Trotzdem wurde meine Mutter einige Tage später von einer Kollegin angesprochen, die entsetzt berichtete, dass ihre Mutter sich beschwert hatte, dass wir „die Juden wieder nach Laa zurückbringen“.)
Karolas Mann, Hermann (Zwi), reiste zu dieser Zeit noch jeden Sommer in seine Heimatstadt Fulda (Deutschland) – er war ein großer Patriot hinsichtlich seiner Heimatstadt. Ab dem Jahr 1994 sollte jedes Jahr auch eine gute Woche bei uns in Laa an das sommerliche Reiseprogramm angeschlossen werden. Hierzu sei aus einem Brief an meine Eltern zitiert:

25. 8. 94

Liebe Frau Müllner! Lieber Herr Müllner!

Will mich nochmals für Ihre Gastfreundschaft herzlichst bedanken, wir hatten in Ihrem Haus sehr glückliche, sorgenfreie Tage, mit viel Kalorien, die mein Gewicht etwas in die Höhe schraubten. Das Schlemmerleben ist vorbei u. nun kommt wieder der graue Alltag, der darin besteht: in der Reihe stehen beim Einkaufen. Es ist ein Gedränge wegen den bevorstehenden hohen Feiertagen.
….
Werde meinen Geburtstag in ihrem Haus so schön gefeiert nie vergessen. Es war ein Erlebnis ….


Ich möchte noch etwas in diesen frühen Jahren unserer Freundschaft verweilen und ein paar unvergessliche Erinnerungen niederschreiben.

Im April 1993 flog ich mit 19 anderen österreichischen Jugendlichen nach Israel, da ich unter den Gewinnern eines Aufsatzwettbewerbs war. Bereits im Flugzeug wurde ich ausgerufen. Ich dachte, dass Karola mich sehen wollte, doch am Informationsschalter stellte es sich heraus, dass Ernst Neumann (ein ehemaliger Laaer, den ich erst seit einem Brief kannte) auf mich wartete. Doch auch Karola war mit ihrem Mann zum Flughafen gekommen. Die Situationskomik war nicht zu überbieten. Zwei ehemalige Laaer, die beide über 40 Jahre in Israel gelebt hatten und nicht glauben konnte, dass der andere aus Laa sei. Noch dazu konnte sich keiner der beiden erinnern, jemals jemanden mit dem Namen in Laa getroffen zu haben. Als ich beide ein paar Tage später wiedersah, hatte sich alles aufgelöst. Es stellte sich heraus, dass die beiden in Laa sogar in schräg gegenüberliegenden Häusern gewohnt hatten. Doch hatte sich der damals 16-jährige Bursch wohl nicht für das auf Bäume kletternde 12-jährige Mädel interessiert, sowie dies auch umgekehrt der Fall gewesen sein muss. In den darauf folgenden Jahren wurden die beiden enge Freunde, die sich regelmäßig trafen. Wann immer Karola einen Rat brauchte, rief sie Ernst Neumann an, fast so, als wenn sie einen älteren Bruder wiedergefunden hätte. Ernst Neumann konnte aber gleichzeitig einen weiteren Gewinn verbuchen: Karola stellte den Kontakt zu seiner Jugendfreundin Hilda White (geborene Drill) her, die er viele Jahre vergeblich gesucht hatte. Hilda reise noch zwei Mal aus Australien an, um den Jugendfreund zu sehen.

Ich brachte ein Fotoalbum voll alter Aufnahmen nach Israel mit und hoffte, Karola könnte Bekanntes darauf sehen. Die Aufnahmen waren Abzüge von einem Sammleralbum eines entfernten Verwandten. Es stellte sich heraus, dass die Aufnahmen größtenteils von der Zeit vor Karolas Geburt stammten, wir blätterten das Album dennoch durch. Ich höre ihre Stimme immer noch in meinem Kopf: „Blättere doch noch mal zurück.“ Und da war es, das kleine Wunder. Karola erkannte auf einem Gruppenbild das Gesicht ihrer Mutter, aufgenommen, als sie noch nicht mal ihre Mutter war. Das einzige Foto von der Mutter, das es außerhalb ihres Gedächtnisses noch geben sollte. Ihre Eltern sind beide in Auschwitz gleich nach der Ankunft ermordet worden.

Hermine Österreicher, geborene Blau, geb. am

16.09.1889 in Laa a. d. Thaya – ermordet in Auschwitz

Eine Erinnerung aus Israel, die auch symbolisch gesehen werden kann: Jeder kennt die Fabel vom Löwen, der dem für immer dankbar war, der ihm den Splitter aus dem Fuß zog. Meinen Splitter habe ich mir in der israelischen Wüste eingetreten, und Karolas Mann zog ihn mir aus dem Fuß, als ich nach 2 Tagen schon nur mehr humpeln konnte.

Kurz bevor wir uns in Israel verabschiedeten, saßen wir noch am Strand von Tel Aviv und ich schleckte ein großes Eis, das sie mir gekauft hatte. Es war das einzige Mal, dass sie den Holocaust ansprach. Plötzlich kam sie darauf zu sprechen und bat mich, nicht nach diesem Kapitel in ihrem Leben zu fragen. Ich habe mich immer daran gehalten. Sie hat es dann später in ihrer Lebensgeschichte angesprochen und in knappen, aber sehr klaren Worten niedergeschrieben, was sie erlitten hat. Soweit mir bekannt ist, hat sie diese Erinnerungen aus ihrem Leben ausgeblendet – wahrscheinlich konnte sie nur so der lebensfrohe Mensch werden, den ich kennenlernen durfte.

Was für ein Mensch war sie?

Jung war sie, auch wenn sie 50 Jahre älter war als ich, und immer voller Leben. Sie war an allem interessiert, was in der Welt vorging, und was es Neues in Laa gab. Als sie zum letzten Mal hier war, gingen wir mit ihr zum Laaer Zwiebelfest – sie liebte es, wenn in ihrer Heimatstadt was los war. Sie nahm an den Interessen von uns Jungen regen Anteil, ging mit uns ins Kino, bastelte mit uns Serviettentechnik, als es gerade modern wurde.

Ihren großen Wunsch, immer weiter zu lernen, erfüllte sie sich als Pensionistin, als sie sich an der Bar Ilan Universität einschrieb und dort Vorlesungen besuchte. Sie war sehr ernährungsbewusst und schwamm mit größerer Ausdauer als meine Schwester und ich (die damals Teenager und in den frühen 20ern waren) durchs Becken des damals noch existierenden Laaer Hallenbads. Ihr großes Modebewusstsein lag wohl darin begründet, die sie in der Zeit, die sie mit ihren Eltern vor der Deportation in Schamorin (slowakisch – ungarisches Grenzgebiet) verbracht hatte. Dort hatte sie die Möglichkeit, eine Lehre in einem Modesalon zu beginnen und nähte auch in ihrer Freizeit Kleidung für ihre Familie. Besonders war sie deshalb von der „Burda“ begeistert. Jedes Jahr brachte sie meiner Schwester und mir einige Kleidungsstücke aus Israel mit. Die Farben und Schnitte, die wir in einem Sommer anfangs noch manchmal kritisch beäugten, stellten sich im darauf folgenden Jahr immer als besonders hip heraus – als die Modewelle dann auch Österreich erreicht hatte.

Man kann sagen, dass sie sehr gerne feierte. So hat es ihr immer gut gefallen, unsere Geburtstage gemeinsam zu feiern, dann wurde im Haus meiner Eltern groß aufgetischt – mit Kuchen und allem Drum und Dran. Ich glaube, sie hat das immer sehr genossen, auch wenn sie außerhalb des Urlaubs sehr versuchte auf die KalOOrien (so betonte sie es) zu achten. Zu diesem süßen Schlemmen im Laa der 90er passt auch eine Kindheitserinnerung, die ich in einem Gedächtnisprotokoll vom 10.8. 1997 festhielt: Als Kind ist sie immer gegenüber ihres Elternhauses zur Konditorei gelaufen und hat sich Cremeschnitten und andere Spezialitäten geholt. So sagte sie: „Auch wenn das [unser] Geschäft ganz voll war, bin ich zum Vater gegangen, dass ich hinüberlaufen kann in die Konditorei“.

Prägender als das, was Menschen sagen, ist das, was sie tun.

Als wir zum ersten Mal mit Karola am Mistelbacher jüdischen Friedhof waren, war das Grab ihrer Großeltern (Lina und Leopold Blau) völlig mit Gras überwachsen. Mit ihren Händen jätete sie den Wildwuchs. Dies führte zu unserem Engagement am Mistelbacher Friedhof, das der generellen Überwucherung ein Ende setzte. Entgegen der orthodoxen jüdischen Tradition brachte sie immer Blumen zum Grab. Doch auch vor 1938 müssen dort Blumen gepflanzt worden sein – jedes Frühjahr drängen sich dort weiße Blumen ans Tageslicht.

Jahre später, am 11.8.1997, kam Karola wie jedes Jahr zum Grab der Großeltern. Wie ich in einem Gedächtnisprotokoll aufschrieb, sagte sie dort: Wie kann man eine einzige Tochter zeugen und die kommt dann im Gas um. Wenn sie das gewusst hätten, sie hätten es nicht getan.

Gräber der Großeltern und von Verwandten am Mistelbacher jüdischen Friedhof

Wie viel ihr die Gräber ihre Vorfahren bedeuten, habe ich auch bei Besuchen der Gräber in Nikolsburg / Mikulov (Tschechische Republik) und der Slowakei erfahren, die sie als Kind mit ihrer Mutter und auch bei ihren Reisen in den 1990ern immer wieder treu besucht hat.

Sehr viel hat ihr auch die Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft bedeutet, die mehrere Jahre dauerte und nicht auf ihre Kinder und Enkel übertragbar ist. Es dauerte mehrere Jahre und kostete sie, die als ehemalige Krankenschwester nur eine kleine Pension bekam, 13.000 Schilling – ein kleines Vermögen. Ein hoher Beamter der Landes Niederösterreich konnte im Vorfeld nicht verstehen, wie es denn möglich sein könnte, dass sie keine Papiere aus ihrer Kindheit hatte. Als sie nach Auschwitz deportiert wurde, müsse sie doch Reisepapiere bei sich gehabt haben. Mein Kommentar ist ein Kreisky-Zitat: Bitte, lernen Sie Geschichte!

Doch nicht nur für den heiß ersehnten österreichischen Pass, sondern auch um die Heimat wiederzusehen, muss sich Karola ein Sparprogramm zurechtgelegt haben. In Israel lebte sie bescheiden in einer 2-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock ohne Lift. Die Sicherheit und der Frieden des Landes Israel war ihr größter Wunsch. Sie unterstützte die Arbeiterpartei.
Im ersten Irakkrieg war die Straße bombardiert worden. Im zweiten Irakkrieg war ein weiterer Raketenangriff ihre größte Angst. Oft sprachen wir darüber am Telefon. So erzählte sie mir von den Gasmasken, die ihr und ihrem Mann ausgegeben worden waren und die Verhaltensregeln im Fall eines Angriffs. In dieser Zeit dominierte auch schon die Krebsbehandlung ihr Leben, was diese Zeit sicher zu einer der schwersten in ihrem Leben in Israel machte. In ihrem Haus gab es keinen Bunker – dazu war es einfach zu alt – und die Treppe war nicht zu unterschätzen. Ich erinnere mich noch, wie sie davon sprach, im Notfall zu versuchen, mit dem Auto zu ihrer Tochter zu gelangen, es schwang allerdings im Gespräch mit, dass sie dies selbst wohl nicht für sehr realistisch oder aussichtsreich hielt.

Nach eigenen Angaben sprach sie nicht wie eine Sabre (in Israel Geborene) Hebräisch, doch es war die Sprache, die sie mit ihren Kindern und Enkeln verband. Aus den Jahren der Flucht sprach sie noch fließend Ungarisch.

Freundschaften pflegte sie über die Kontinente hinweg – nicht nur zu mir. All die Jahrzehnte war sie in reger Brieffreundschaft zu Hilda White (Drill), die in Australien lebte und wie eine große Schwester für sie war. Wenn sie in Laa war, saßen wir jedes Mal mindestens einen Tag in meinem Zimmer und sie nahm sich nur Zeit für mich, um alles zu besprechen, alle Neuigkeiten anzuhören. Oft wurde dabei auch die Sehnsucht nach Menschen ihrer Vergangenheit deutlich, jenen, die nicht überlebten und jenen, die verschollen sind. So wusste sie zwar, dass der Schwarm ihrer Jugendtage, Heinz Maneles, sich nach England retten konnte, doch nicht, wo genau er lebte und welches Schicksal er gehabt hatte. Auch ihr jüngerer Cousin, Heini Blau, blieb verschollen. Bereits in ihrem 2. Brief (3. 8. 1992) schrieb sie mir, dass ein früherer Lehrer, Adalbert Dushek, ihr einmal geschrieben hatte, dass er gehört habe, dass Heini als amerikanischer Soldat in einem Dorf bei Laa gesehen worden war. Ein amerikanischer Soldat tief in der russischen Besatzungszone? Eine Hoffnung oder doch Wirklichkeit? Eine Anzeige in der amerikanischen deutschsprachigen Zeitschrift „Aufbau“ (vom Freitag, dem 27. Oktober 1995) blieb erfolglos:


Als Karola schon so krank war, dass es sicher war, dass sie nicht mehr lange leben würde, unternahm ich noch einen letzten verzweifelten, jedoch erfolglosen Versuch und rief alle Männer mit allen Variationen des Namens an, die sich bei einer Google-Suche in amerikanischen Telefonbüchern finden ließen. Heini blieb verschollen.
Erst am 6. 3. 2013, fast 10 Jahre nach Karolas Tod, konnte ich das Rätsel lösen – Heini hatte den Krieg nicht überlebt. Da im Archiv des DÖW sein Vater als in Wulzeshofen geboren gelistet ist und er wohl gemeinsam mit seinem Sohn 1938 nach Wien zog (selbe Adresse), konnte ich Heini folgendem Shoah-Opfer zuordnen:

Blau Heinrich

Geburtstag 12.07.1929
Geburtsort Wien
Wohnort Wien 2, Sterneckplatz 20a
Deportation Wien/Izbica
Deportationsdatum 09.04.1942
Nicht überlebt

Er wurde am gleichen Tag wie sein Vater Hermann (Geburtstag 25.01.1894, Geburtsort Wulzeshofen, nicht überlebt) mit selbem Ziel deportiert. Auch Karolas Onkel Max Blau (Geburtstag 18.01.1888, Geburtsort Wulzeshofen, Wohnort Wien 2, Tandelmarktgasse 17) wurde nur einen guten Monat (15. 5. 1942) später nach Izbica deportiert und ebenso dort ermordet.

Karola mit Dusty (1997) – unserem 2. Hund

Charakteristisch für sie war auch ihre Beziehung zu Tieren. Besonders mit unserer ersten Hündin, Susi, konnte sie an eine alte Liebe anknüpfen. Als Kind hatte sie einen Dackel namens Burli gehabt. Susi war ein Schäferhundmischling, Karola ging mir gerne ihr durch Laa spazieren. Obwohl im KZ abgerichtete Schäferhunde eine tödliche Gefahr waren (siehe Ausstellungsraum zur Hundeabrichtung in Theresienstadt; die Hunde des Lagerkommandanten von Plaszow, wo Karola gefangen war, bissen viele Häftlinge zu Tode), schienen die Schrecken dieser Hunderasse verschwunden. Vielleicht war es einfach ihre Art, weiterzuleben und zu überleben. Selbst denen, die in ihrem Verhalten ihr gegenüber Schuld auf sich geladen hatten, begegnete sie mit einer Großmütigkeit, die unbeschreiblich war und die diese Menschen nicht verdient hatten. Doch so war sie einfach und das machte wohl den besonderen Menschen aus ihr, den ich nie vergessen und immer vermissen werde.

Ruhe in Frieden, Karola!