Interview

Interview Karola Österreicher


Originaldokument: Heft, in dem Karola Österreicher die Fragen beantwortete


Die Fragen zum folgenden schriftlichen Interview habe ich nach dem Buch „To our Children’s Children – Preserving Family Histories for Generations to Come“ von Bob Greene zusammengestellt. Als ich die ausgedruckte Ausarbeitung der Fragen neulich wiedergefunden habe, war diese zwar undatiert, doch die beiliegende Karte stammte vom 23. 8. 1999. Karola Österreicher hat die folgenden Antworten also in den Wochen davor abgefasst. Sie zeichnen ein sehr privates Bild ihrer Kindheit in Laa.

erste Doppelseite mit Widmung



A. Familie

1. Wurden Sie in einem Spital oder zu Hause geboren? Gab es eine Hebamme oder einen Arzt, der anwesend war?

Ich wurde zu Hause geboren. Es gab eine Hebamme auch einen Arzt, Dr. Opel, da es eine Zangengeburt war (in Laa a. d. Thaya).

2. Wie haben Sie ihre Mutter / ihren Vater / ihre Großmutter / ihren Großvater als Kind gerufen?

Meine Mutter war „Mama“ und mein Vater „Papi“, meine Großmutter starb, als ich 3 Jahre war, so weiß nicht, wie ich sie damals nannte.

1998: Karola beim Grab ihrer Großeltern (mütterlicherseits), Leopold und Lina Blau, am jüdischen Friedhof in Mistelbach
Grabstein Detailansicht

3. Erinnern Sie sich an irgendwelche besonderen Onkel oder Tanten? Gab es jemand in ihrer Familie auf den Sie besonders stolz waren oder gerade nicht stolz?

Ich erinnere mich an Tante Etel u. Onkel Josef aus Mistelbach. Tante Etel war mein Stolz, sie war modern mit schönem Schmuck, hatte die schönsten Hüte für mich u. bemängelte meine Mama immer als „Landpomeranze“. Nicht stolz war ich auf Laci, ein Cousin, der bei meinen Eltern in Lehre war u. sich mit Faulheit und Lügen auszeichnete.


vorne Mitte: Etel Finsches mit einer Nichte, rechts von ihr sitzt ihr Mann

Zusatz: am 10.8. 1997 erzählte mir Karola folgendes (nach einem Gedächtnisprotokoll):
Ihre Tante und Onkel Finsches waren vor der Weiterdeportation eine gewisse Zeit in Theresienstadt. Im letzten Brief der Tante von dort schreibt sie, sie bräuchte schwarze Unterwäsche. Karola sah darin eine verschlüsselte Botschaft und erwähnte zwei Möglichkeiten der Deutung: entweder bräuchte sie diese, weil man dort nichts waschen kann, oder weil schwarz eine Trauerfarbe ist.

4. Sind Sie mir Ihrer Familie in Urlaub gefahren? Gab es einen Platz, wo Sie besonders gerne waren? Waren Sie an einem Platz öfters?

Am meisten gefiel mit die Mazuka (Amn.: Macocha), Nikolsburg (bei verschiedenen Anlässen nahm mich meine Mama mit), der Höhepunkt war Italien 1937, Grado, wo ich auch Schwimmen lernte. Öfters war ich in Wien auch.

1994: Ausflug zur Macocha, letzte Reihe: ich, Karola, ihr Mann Zwi

Zusatz (nach einem Gedächtnisprotokoll vom 10.8.1997):
Auf der Heimfahrt vom Mistelbacher jüdischen Friedhof erzählte Karola, dass sie als 10-Jährige auf einem jüdischen Kinderlager, das sich ATIT („Zukunft“) nannte, am Semmering gewesen war. Weil sie Keuchhusten hatte, meinte ihr Kinderarzt, Dr. Opel, dass Bergluft für sie gut sei. So schickten ihre Eltern sie 2 Mal zum Kinderlager auf den Semmering. Als sie das zweite Mal kam, kannten sie die Turnlehrer dort schon. Man wanderte und schwamm viel. Es hat ihr viel Spaß gemacht. Wenn den Kindern das Essen nicht geschmeckt hat, dann haben sie einander schon mal damit beworfen. Die Kinder waren 6-16 Jahre alt, so gab es auch schon die ersten Liebesgeschichten unter den Älteren im Lager. Sie konnte sogar noch die Hymne, die sie im Lager gesungen hatten. Mit der Schule war sie auch 1 Mal am Semmering. Da hat sich die Frau Lehrer Buchta verirrt und es brach ein Schneesturm los. Sie dachten schon, sie kommen nicht mehr zurück. Letztendlich fanden sie eine Berghütte, wo sie übernachten konnten.

5. Erinnern Sie sich an eine besondere Geschichte, die Ihnen Ihr Großvater / ihre Großmutter erzählt haben? Sind Sie auf seinem (ihrem) Schoß gesessen, als Sie sie hörten, oder saßen Sie an seiner (ihrer) Seite auf einem Sofa, oder gingen Sie dabei spazieren?

Leider hatte keine Geschichten von Großeltern, aber mein Vater erzählte mir unendliche Geschichten, indem ich auf seinem Schoß saß.

6. Mit wem gingen Sie als Kind in die Synagoge? War das ein Anlass, um sich besonders schön anzuziehen? Erinnern Sie sich, was Sie anzogen und ob Sie es mochten?

Als Kind nahm mich mein Vater Freitagabend in die Synagoge, meine Mama nahm mich bei den hohen Feiertagen mit. Habe keine besonders schönen Kleider besessen, die Näherin kam zu uns ins Haus u. nähte mir ganz scheußliche Klamotten, die ich ungern trug, zum Glück hatte Dirndl, die ich gerne trug.

27. 8. 2002: Karola beim Schild am Eingang des jüdischen Friedhofs in Nikolsburg (heute Mikulov – Tschechien), wo Karola als Kind mit ihrer Mutter die Gräber der Verwandten mütterlicherseits besuchte
Blick vom Eingang des jüdischen Friedhofs über Nikolsburg / Mikulov

7. Nach wem wurden Sie benannt? Haben Sie sich dadurch dieser Person besonders nahe gefühlt, oder fühlten Sie sich durch das Vorbild unter Druck gesetzt?

Weiß nicht, nach wem ich benannt wurde.

8. Als Sie ein Teenager waren: hatten Sie Probleme mit Ihren Eltern? Wie war es mir Ihren Geschwistern?

Als Teenager hatte eigentlich wenig Probleme mit meinen Eltern. Hatte keine Geschwister.

9. Haben Sie je ihren Geschwistern (jemand anderem) einen Streich gespielt? Wenn Sie sich erinnern, wie Sie mit Ihren Geschwistern gespielt haben, welche Bilder steigen in Ihrer Erinnerung auf?

Habe meine Cousine Bözsi viel geärgert aus Eifersucht, liebte am meisten gebastelte Spiele, die mir jemand bastelte, der fürs Geschäft Schuhe lieferte – ein Puppentheater, für den Eintritt haben die Nachbarkinder Eintritt bezahlt – es waren die schönsten Märchengestalten von Grimms Märchen, auch hatte eine Kegelbahn.

10. Hat jemand in ihrer Familie irgendeine Art von Handarbeit gemacht? Sticken? Nähen? Schnitzen?

Meine Mama konnte wunderschön stricken, nähen – so hat sie meine Handarbeiten von der Schule gemacht, bekam natürlich eine Eins.

11. Wie hat die Weltwirtschaftskrise Ihre Familie beeinflusst?

Habe nichts von der Weltwirtschaftskrise gespürt.

12. Wenn Sie an Ihre Mutter / Ihren Vater zurückdenken, was fällt Ihnen an ihren Leben auf, das Sie als Kind nicht verstehen konnten und jetzt verstehen?

Wenn ich an meine Eltern zurückdenke, so fiel mir ihr Fleiß auf u. ihre spartanische Lebensart – heute verstehe ich, sie wurden so erzogen u. konnten sich nicht ändern.

13. Hatte Ihr Vater / Ihre Mutter ein Sprichwort (Lebensweisheit, Motto) das er / sie immer wieder sagte? Verwenden Sie es heute öfters selbst?

Meine Mama hat alleine Gedichte u. Sprichwörter gedichtet, die auch mich Endruck übten, ihr Motto war: hilfreich u. gut sein, an G’tt glauben.

B. Das Haus, in dem ich aufwuchs.

Karolas Elternhaus im Zentrum von Laa / Thaya



1. Wie hat als Kind Ihr Schlafzimmer ausgesehen? Haben Sie es mit Ihren Geschwistern geteilt oder hatten Sie einen Raum für sich selbst? Können Sie sich an den Teppich, die Tapete und die Bilder an der Wand erinnern?

Habe mit meinen Eltern im Wohnzimmer geschlafen, zuerst im Gitterbett, nachher am Divan, es waren Fliesen u. darauf ein Teppich, es waren keine Bilder.

2. Was haben Sie gesehen, wenn Sie aus dem Fenster Ihres Schlafzimmers gesehen haben?

Von diesem Fenster aus sah ich den Pranger-Hansl, schöne Kastanienbäume, die Konditorei Mikulas, die ich sehr liebte.

Laaer Pranger, bis heute „Pranger-Hansl“ genannt

3. Was war Ihr Lieblingsplatz in Ihrem Elternhaus? Wieso dieser?

Am Hof war ich am liebsten, konnte mich von der Leiter aus mit den Nachbarkindern unterhalten, auch mit meinem Hund spielen, fasziniert hat auch der Rathausturm mit Uhr, in meinen Augen wunderschön.

4. War die Tür zu Ihrem Haus versperrt oder meistens offen? Wie alt waren Sie, als Sie einen Haustorschlüssel bekamen?

Die Tür war schon vom Haus versperrt, brauchte keinen Haustorschlüssel, von der Schule ging ich ins Geschäft, vom Wohnhaus bin von den Fenstern heraus u. hereingesprungen.

Häuserzeile mit Karolas Elternhaus (hellblau), Pranger-Hansl, dem Delikatessladen Griebler (wo Karolas Vater das Nachtmahl kaufte und das bis August 2010 existierte) und der Seitenansicht des Laaer Rathauses

5. Hat Ihre Familie in der Küche oder einem Esszimmer gegessen? Wer hat gekocht?

Im Wohnzimmer war ein großer Tisch mit vielen Sesseln, wo man alle Mahlzeiten einnahm. Es hat unsere Hilfe, die Käthe, gekocht, Mama hat manchmal was abgeschmeckt, denn Mama war die beste Köchin.

6. Gab es viel Musik in Ihrem Haus? Haben Sie Radio oder Grammophon gehört? Würden Sie sagen, es war ein stilles Haus, oder war es voller Geräusche?

Es gab viel Musik im Haus, mein Klavier u. Mamas Geige, auch Radio u. Gesang meiner Mama. Das Haus war voller Geräusche.

7. Gab es einen Platz in Ihrem Elternhaus, vor dem Sie sich gefürchtet haben? Den Keller? Den Dachboden?

Vor dem Keller habe mich gefürchtet, es lag die Kohle unten u. alles war schwarz.

8. Gab es viele oder wenige Bücher in Ihrem Elternhaus? Gab es ein Zimmer, wo besonders viele Bücher waren? Können Sie sich an Bücher (Zeitungen) erinnern, die Ihre Eltern gelesen haben? Welches Buch lasen Sie als Kind am liebsten?

Es gab verschiedene Bücher, am meisten blätterte in Lexikons, die meinen Wissensdurst stillten. Die Bücher waren im Kabinett, wo Laci schlief u. 1938 mein Mädchenzimmer wurde. Meine Eltern lasen die Tageszeitung, ich liebte alle Märchen u. Jung-Mädchen-Bücher: „Der Trotzkopf“ in allen Phasen, sowie Bücher von Jules Verne u. Weltgeschichte, berühmte Menschen, Madame Curie, französische Revolution.

9. Waren Ihre Eltern an Politik interessiert?

Meine Eltern waren wenig an Politik interessiert.

10. Gab es in Ihrem Haus ein Telefon? Wissen Sie noch die Nummer?

Es gab kein Telefon im Haus.

11. Wie viele Badezimmer gab es in Ihrem Elternhaus? Hatten Sie eine Dusche oder eine Badewanne?

Es gab keine Badezimmer, wir wuschen uns in Waschschüssel.

12. Waren Sie stolz auf Ihr Elternhaus oder fühlten Sie sich unwohl, Freunde nach Hause einzuladen?

Ich liebte sehr mein Elternhaus u. es kamen zu mir viele Spielgenossen.

13. Hatten Ihre Eltern oft Besuch von Freunden?

Meine Eltern hatten schon Besucher, Familie u. liebe Freunde.

14. War Ihr Wohnzimmer gemütlich oder elegant? Setzte sich Ihre Familie im Wohnzimmer zusammen oder in der Küche oder in einem anderen Raum?

Das Wohnzimmer war sehr gemütlich, obwohl es auch als Schlafgelegenheit benutzt wurde, viele Jahre.

15. Hatte Ihr Haus einen bestimmten Geruch, an den Sie sich erinnern? Geruch von Bäckerei, von Wäsche, vom Arbeitsplatz Ihrer Eltern ausgehend?

Es waren gute Gerüche von der Küche, von Bäckerei, Kraut, Mehlspeise, in der Nähe des Geschäftes war ein Ledergeruch.

16. Können Sie sich erinnern, dass Ihre Mutter / Ihr Vater auf irgendeinen Einrichtungsgegenstand besonders stolz waren?

Mein Vater war stolz auf sein Radio, das er 1936 kaufte, meine Mama hatte verschiedene antike Gegenstände, auch die Geige war sehr alt.

17. Wie alt waren Sie als Ihre Eltern das erste Auto bekamen? Konnten beide fahren?

Es gab bei uns kein Auto.

C. Kindheit

1. Haben Sie irgendetwas gesammelt?

Habe gesammelt Filmschauspieler, die in der Schokolade waren, Maikäfer, schöne Steine, Muscheln.

2. Hatten Sie Haustiere? Was waren ihre Namen? Wissen Sie noch, wie sie zu Ihnen kamen? Erinnern Sie sich daran, dass sie starben?

Meine Tiere waren Hunde: Scheker von meiner frühesten Kindheit, ein schwarz-weißer Mischlingshund mit dem ich sprach u. er verstand mich immer, nachdem er gestorben ist weinte ich bitterlich u. Mama brachte mir Burli, einen Dackel, schwarz mit braunen Pfoten, er war ein guter Wachhund, aber nicht so intelligent wie Scheker.

3. Hatten Sie irgendwelche Kinderkrankheiten? Wer kümmerte sich um Sie, wenn Sie krank waren? Waren Sie als Kind jemand ernsthaft krank & mussten in ein Spital?

Hatte alle üblichen Kinderkrankheiten – Masern, Windpocken – meine Mama kümmerte sich um mich, sie machte mir kalte Umschläge auf den Beinen, wenn ich fieberte, nur mit 16 kam ich ins Spital wegen Blinddarmoperation, aber das war schon in Samorin.

4. Was war Ihr Lieblingsspielzeug? Was war der Name Ihrer Lieblingspuppe?

Mein Lieblingsspielzeug war mein Puppentheater, meine Lieblingspuppe hieß Rosi, mein Vater brachte sie aus Wien, sie konnte weinen u. schlafen.

5. Erinnern Sie sich an Ihre liebste Gute-Nacht-Geschichte oder ein Gedicht, das Sie besonders mochten? Wer hat es Ihnen vorgelesen?

Meine Mama hat jeden Tag vor dem Schlafen mit mir gebetet, so gab es keine Geschichten.

6. Was ist Ihre erste Erinnerung?

Meine erste Erinnerung – habe vom Patschen einen Knopf geschluckt – es war eine riesige Aufregung, bis der Knopf auf natürlichem Weg herauskam, war etwa 2 Jahre.

D. Volksschule

Heutige Musikhauptschule, in Karolas Kindheit die Mädchenschule, die sie in Laa besuchte


1. Sind Sie alleine an einem Tisch gesessen oder mit einem anderen Kind? Erinnern Sie sich an einen Banknachbarn besonders gut?

Bin lange neben Christl gesessen, der ich öfter meine 10 Uhr Semmel abgab, sie half mir auch die Turnschuhe anzieh’n.

Karola mit ihrer Schulfreundin Christl und meiner Mutter – Sommer 1997 (von links nach rechts) im Wohnzimmer meiner Eltern

2. Haben Sie sich auf die Schule gefreut oder gefürchtet? An was denken Sie, wenn Sie sich an Ihre Klasse erinnern?

Habe mich auf die Schule gefreut, meine Klasse bestand aus viel größeren Mädchen, die gar nicht zu uns passten – die Sitzengebliebenen, sie taten mir leid.

3. Gab es einen Schlägertyp in Ihrer Schule? Hatte er es jemals auf Sie abgesehen?

Bei uns Mädchen gab’s keine Schlägertypen.

4. Erinnern Sie sich an Schulausflüge?

Schulausflüge waren etliche. In die Wachau, Kahlenberg, zum Schneeberg. Am Schneeberg kamen in ein Gewitter u. mussten herumirren bis wir triefend nass zur Hütte kamen.

5. Was haben Sie in den Sommerferien gemacht?

In den Sommerferien war zwei Mal in einem Sommerlager am Semmering, mit Kindern auch aus Wien, die ungezogen waren u. unsere Lehrer ärgerten – die Knödel auf die Fenster schmissen, da war ich ein Lamm dagegen.

6. Wie hat Ihre erste Lehrerin geheißen? Mochten Sie sie?

Meine erste Lehrerin mochte ich nicht u. habe beschlossen, nicht in die Schule zu gehen, bis ich mit Mama zu einem Kompromiss kam – sie musste im Korridor sitzen, solang es Unterricht gab. So paar Monate ging das bis ich ihr sagte: Jetzt bleib ich allein!

7. Hatten Sie ein Hobby während Ihrer Schulzeit? Haben Sie es mit Schulkameraden geteilt oder für sich behalten?

Hobbys habe allein gehabt (Anm: betrieben).

8. Wer war der Direktor in Ihrer Schule? Wurden Sie jemals in sein Büro gerufen? Wie hat es ausgesehen?

Der Schuldirektor hat mich nie gerufen.

9. Was war Ihre Einstellung im Bezug auf Schule? Waren sie jemals traurig, wenn Ferien waren?

Schule war für mich ein Institut, wo man zwar Weisheit sammelte, aber nur wenig Vergnügen hatte, außer im Turnen. Ferien machten mich nicht traurig.

10. Erinnern Sie sich an den Kindergarten? Haben Sie dort ein Mittagsschläfchen gehalten? Aßen sie im Kindergarten zu Mittag?

Den Kindergarten liebte ich sehr, mit vielen Spielsachen, war nur bis Mittag dort.

11. Was war die übliche Bestrafung in Ihrer Schule für schlechtes Benehmen der Kinder? Mussten Kinder in der Ecke stehen oder wurden sie geschlagen?

Bei schlechtem Benehmen in der Schule musste man in der Ecke stehen.

E. Feiertage & Feiern


1. Welcher war Ihr schönster Geburtstag in Ihrer Kindheit / Jugend? Durften Sie andere Kinder (Jugendliche) zu einer Geburtstagsfeier einladen?

Mein schönster Geburtstag war als ich 12 Jahre wurde u. mein Vater mir eine wunderschöne goldene Halskette mit dem Magen David schenkte. Es gab keine Feier mit Kindern.

2. Haben Sie ein besonderes Geburtstagsessen bekommen?

Wir gingen Gefrorenes essen bei Mikula.

3. Haben Sie jemals eine Überraschungsparty bekommen?

Es war keine Überraschungsparty.

4. Gibt es ein Chanukka-Geschenk oder ein Geburtstagsgeschenk, an das Sie sich besonders erinnern? Wer gab es Ihnen? War es eine Überraschung oder etwas das Sie sich lange gewünscht haben?

Die oben genannte Kette.

5. Waren Sie jemals auf einer Faschingsparty? Als was waren Sie verkleidet?

Es gab keine Faschingsparty.

6. Machten Sie Picknicks? Was aßen Sie gewöhnlich? Wohin fuhren / gingen Sie um Picknick zu machen?

Picknick war nicht üblich.

7. Waren sie jemals in Laa im Haus des Rabbiners?

Um das Haus es „Rabbiners“ in Laa machte einen großen Bogen.

8. Was war der schönste Feiertag in Ihrem Leben?

Mein schönster Feiertag was Rosh-Hashana, da war das Geschäft zu u. war mit meinen Eltern zusammen.

F. Hauptschule


1. An welche Lehrer erinnern Sie sich besonders? Wieso?

Erinnere mich am besten an Albert Dushek, da er mit meiner Mama sehr befreundet war u. sie zusammen Geige u. Gesang lernten, uns hat er Gesang unterrichtet.

2. Was war Ihr Lieblingslied, als Sie in diesem Alter waren?

Mein Lieblingslied war:
Ein Lied geht um die Welt,
ein Lied, das uns gefällt,
die Melodie erreicht die Sterne,
jeder von uns hört sie so gerne …
– gesungen von Josef Schmidt.

3. Gab es Freifächer in Ihrer Schule, an denen Sie teilgenommen haben?

Es gab Freifächer: Französisch und Kurzschreiben, habe an beiden teilgenommen.

4. Erinnern Sie sich an einen speziellen Aufsatz, den Sie geschrieben haben oder an ein Projekt, an dem Sie teilgenommen haben und auf das Sie als Schüler sehr stolz waren?

Es gab Aufsätze, die in der Klasse vorgelesen wurden. Mein Aufsatz „Frühlings-Erwachen“, auch Reisebeschreibungen waren sehr gut.

5. Hatten Sie in Ihrer Teenager-Zeit ein spezielles Hobby oder verbrachten Sie Ihre Zeit meistens mit Freunden? Hatten Sie irgendwelche Teilzeitjobs während der Schule?

Mein Hobby war Bücher lesen. In Samorin war mein Teilzeitjob deutsche Stunden unterrichten, auch half ich der Lehrerin, die Deutschen Unterricht gab, die Hefte der Schüler ausbessern – korrigieren.

6. Was waren die modischen Trends, als Sie zur Schule gingen? Folgten Sie diesen Trends? Was haben Ihre Eltern dazu gesagt?

Modische Trends hatte nicht.

7. Gab es eine Bücherei in Ihrer Schule? Haben Sie sie benützt?

Habe mir von allen Leuten Bücher geborgt, die mit mir befreundet waren u. ging auch in die Bibliothek.

8. Waren die Zeit in der Hauptschule eine schöne Zeit für Sie?

Die Zeit in der Hauptschule war schön in Samorin, da ich dort Vorzugsschülerin wurde.

9. Was machten Sie nach der Schule? Gingen Sie direkt nach Hause? Gingen Sie oft nach der Schule zu einer Freundin / einem Freund?

Nach der Schule ging ich immer nach Hause, da ich Hunger hatte.

10. Wo haben Sie Ihre Hausübung gemacht? In Ihrem Zimmer? In der Küche?

Meine Hausübungen machte im Wohnzimmer.

11. Wie verbrachten Sie gewöhnlich Ihre Wochenenden?

Verbrachte das Wochenende mit meinen Eltern u. Hund u. in Samorin mit Pferden, die ich putzte.

12. Erlernten Sie in der Schule eine Fähigkeit, die Ihnen im späteren Leben weitergeholfen hat? Als Sie die Schule verließen: warteten Sie auf einen Neubeginn oder waren Sie traurig? Träumen Sie noch manchmal von der Schulzeit?

In der Schule lernte ich stricken, häkeln u. nähen, verwendete das im späteren Leben als ich mir u. meiner Tochter alles allein nähte, meinen Kindern auch Pullis strickte. Als ich die Schule verließ, war ich traurig, träumte öfter von der Schule, den Lehrern und Schulfreundinnen.

13. Wie wichtig waren Ihre Teenagerjahre für Sie?

Meine Teenagerjahre waren schon wichtig, ein schöner Zeitabschnitt vor dem Erwachsensein, mit allen Liebesabenteuern.


H. Unterhaltung



1. Was war Ihr liebstes Radioprogramm, als Sie aufwuchsen? In welchem Raum war der Radio? Saß Ihre Familie öfters zusammen und hörte Radio?

Hörte viele Schlager im Radio, im Wohnzimmer saßen wir alle zusammen u. hörten Radio.

2. Wie wichtig war Lesen für Sie in Ihrer Schulzeit? Hatten Sie einen Lieblingsautor oder einen Lieblingstyp von Buch? Wer war die Leseratte in Ihrer Familie?

Lesen war das Wichtigste für mich in der Schulzeit. Liebte so viele Bücher, sogar Chourts-Mahler Liebesromane. In unserer Familie war ich die Leseratte.

3. Hatten Sie in Ihrer Jugend öfters die Möglichkeit, ins Kino / Theater zu gehen? Gibt es einen Film / ein Stück, das Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben ist?

Im Kino war ich ab u. zu in Laa, meine Mama nahm mich einmal ins Theater in Wien, da war eine Drehbühne, sehr eindrucksvoll.

4. Welche Tänze konnten Sie als Jugendliche? Wo haben Sie es gelernt?

Konnte Walzer und Tango tanzen, aber nicht sehr gut. Habe Tanzen mit Freundinnen bei einem Grammophon gelernt.

5. Gab es irgendwelche Magazine, die Sie als Jugendliche gelesen haben? Kauften Sie es oder bekamen Sie es geschickt?

Magazine hatte keine, es waren in unserer Zeit kaum welche.

I. Lieblingssachen

1. Was war Ihre liebste Süßigkeit als Kind? Wo konnten Sie sie kaufen? Wie viel kostete sie damals?

Liebte alle Süßigkeiten: Creme-Schnitten, Indianer-Krapfen, Schokolade. Kaufte es bei der Konditorei Mikula, bekam von meinem Vater das Geld dazu, viele Schillinge.

2. Wo konnten Sie in Ihrer Kindheit Eis kaufen? Mit wem gingen Sie Eis essen: mit Mitschülern, Geschwistern, Eltern?

Eis ging ich sonntags mit meinen Eltern auch zu Mikula essen.

3. Was ist heute Ihr liebster Feiertag? Was macht ihn so besonders? Feiern Sie ihn heute anders als in Ihrer Kindheit mit Ihren Eltern?

Mein liebster Feiertag ist heute Sukkot. Feiere nicht besonders alle Feiertage, seitdem ich keine Eltern habe.

K. Verschiedenes


1. Wo ließen Sie in Ihrer Kindheit Ihre Haare schneiden? Schnitt Ihre Mutter oder ein Frisör?

Meine Haare hat ein Frisör geschnitten.

2. Wie war der Name Ihrer Hausarztes / Zahnarztes in Ihrer Kindheit?

Der Name meines Hausarztes war Dr. Müller, weil ich Dr. Opel nicht mochte. Den Wiener Zahnarzt, der mir sollte Zahnspangen machen, habe ich mit Wasser begossen. So blieben meine Zähne krumm.

3. Gab es in Ihrem Elternhaus immer zur gleichen Zeit Essen? Aßen Sie am Abend warm oder kalt?

Das Essen im Elternhaus war immer zur gleichen Zeit. Am Abend aßen wir kalt, mein Vater ging zum Griebler und kaufte das Essen.

4. Rauchten Sie als Teenager? Rauchten Ihre Eltern? War es verrucht zu rauchen oder gesellschaftlich akzeptiert?

Es rauchte niemand bei uns, so kam nicht auf den Gedanken zu rauchen.

5. Haben Sie jemals Tagebuch geschrieben?

Habe ein Tagebuch vollgeschrieben.

6. Wann durften Sie zum ersten Mal Make-up tragen?

Make-up habe nicht getragen.

7. Gibt es ein Kleidungsstück, dass Sie während der Teenagerzeit getragen haben und an das Sie sich besonders gut erinnern?

In meiner Teenagerzeit lernte nähen, mein Prachtstück war ein Wintermantel, ringsherum mit aufgenähtem Fell, auch ein weißer Rock mit roter Jacke, die goldene Knöpfe hatte.

8. Gab es irgendein Schmuckstück, das Ihnen in Ihrer Jugend besonders wertvoll war? Besitzen Sie es noch? Wer hat es Ihnen geschenkt?

Die goldene Halskette war mir seht wertvoll, die ich von meinem Vater bekam. Sie ist noch in meinem Besitz. Meine Mama hat sie 1944 in einem ausgehöhltem Ziegel versteckt.

9. Trugen Sie als Kinder / Teenager Hüte? Zu welchen Anlässen trugen Sie einen Hut?

Habe als Kinde Hüte getragen, zu verschiedenen Anlässen, sowie Bahnfahrten, Feiertagen.

10. Wurden Ihnen Ohrlöcher gestochen, als Sie noch ein Baby waren oder können Sie sich daran erinnern?

Als Baby wurden mir Ohrlöcher gestochen.

11. Hatten Sie ein Fahrrad, als Sie ein Jugendlicher waren? Wer schenkte es Ihnen? Kauften Sie es selbst? Wer lernte Ihnen, Rad zu fahren?

Hatte leider kein Fahrrad, aber ein Junge gab mir Unterricht im Radfahren, musste aber damit aufhören, da ich nicht akzeptierte, was er von mir verlangte.

12. Würden Sie sagen, dass Sie eine Lebensphilosophie haben?

Meine Lebensphilosophie ist: Abwarten u. Tee trinken.

L. Rückblick


1. Was war bisher Ihr schönstes Jahr? Was war die beste Zeit Ihres bisherigen Lebens?

Mein schönstes Jahr war die Befreiung durch die Amerikaner 1945, als der Krieg zu Ende ging. Die beste Zeit meines bisherigen Lebens war als ich Zwi kennen lernte u. mich in ihn verliebte.

2. Was ist das wichtigste Datum in Ihrem bisherigen Leben?

Das wichtigste Datum in meinem Leben war die Hochzeit beim Rabbiner mit Zwi, wo nur noch 2 Zeugen anwesend waren.

3. Was war die schwerste Entscheidung,die Sie jemals treffen mussten?

Die schwerste Entscheidung meines Lebens war das Auswandern nach Israel.

4. Was war die erste Beerdigung, bei der Sie jemals teilgenommen haben? Wo war sie? Wer wurde begraben? Welcher Rabbiner war anwesend?

Die erste Beerdigung, bei der ich teilgenommen habe, war am Mistelbacher Friedhof, als der Sohn von Jickak (Anm.: Ignaz) Drill starb. Rabbiner sah ich nicht.

5. Mochten Sie Ihren Namen immer oder hätten Sie sich jemals gewünscht, anders zu heißen?

Hatte nichts gegen meinen Namen Karola.

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