Edith Bloch (Fischbach)

Edith Fischbach – in Memoriam

Mit Edith Fischbach, geb. Bloch, war ich schon sehr bald nach Beginn meiner Recherchen in Kontakt. Sie gehörte zu den älteren Zeitzeugen, die mir über ihr Leben und das jüdische Laa Auskunft gaben. Das Foto zeigt das Haus, in dem ihr Vater, Otto Bloch, ein Geschäft hatte (das niedrige Haus auf der linken Straßenseite). Im gelben Haus auf der rechten Straßenseite lebte Gretl Ledermayer (geb. Zwieb), deren Mutter ein Handarbeitsgeschäft in Laa betrieb. Die Familien waren gute Nachbarn und die beiden Frauen waren auch nach dem Krieg weiter in Briefkontakt. Wie die Briefe von Frau Fischbach zeigen, hat ihr diese Freundschaft sehr viel bedeutet – noch etwas Kontakt in die alte Heimat zu haben.

Bild von einer Reise mit ihrer Enkelin – Widmung: „Zur Erinnerung an meine liebe Magdalena von Edith Fischbach – Barbados März 1996“

Frau Fischbach war vor der NS-Zeit bereits verheiratet und Mutter zweier Kinder. Sie war ein Einzelkind und hat sicherlich den Aufstieg ihres Vaters miterlebt: vom Schneider zum Besitzer eines Geschäfts mit Konfektionsware. Es mutet irgendwie skurril an, dass ihr Vater als einziger jüdischer Laaer im Kapitel „Zivilopfer des II. Weltkriegs“ des Buches „Wie gedenken“, herausgegeben vom Österreichischen Kammeradschaftsbund, Stadtverband Laa/Thaya genannt wird. Auf der Seite 67 liest man da:
„Bloch Otto, Schneider in Laa, geb. 27.9.1879 in ?, verh., wurde vom Landesgericht Wien mit 8.5. 1945 für tot erklärt“
Ich nehme an, dass dem Verfasser der Umstand und Grund seines Todes (deportiert ins Getto Lodz) nicht bekannt war.

Edith Fischbachs Leben änderte sich durch den Anschluss 1938 schlagartig – von der Frau eines Kaufmanns zur Familienversorgerin in Caracas – Venezuela. Am Tag ihrer Hochzeit muss sie sich eine gesicherte Zukunft erwartet haben – die Familie durch den Verkauf von Selbstgebackenem auf den Straßen Caracas zu ernähren, könnte keinen größeren Kontrast darstellen. Man kann verstehen, wenn ihre Briefe manchmal etwas traurig klangen. Gerade die ersten Briefe spiegeln aber auch die Freude, dass es jemanden in Laa gab, der sich für sie, ihre Familie und das jüdische Laa interessierte. Persönlich haben wir einander nie kennengelernt. Die räumliche Distanz war zu groß. In Kontakt blieben wir über Jahre, auch wenn ihre ersten Briefe nicht darauf hinweisen, dass sie das damals gedacht hätte – wohl nur von einer kurzen Nachfrage ausging. Die stets grünen Aerogramme und ihre große, verschlungene Schrift werden mir immer in Erinnerung bleiben. Die Widmungen auf den beiden Fotos, die sie mir von sich geschickt habt, zeugt von großer Wertschätzung und Zuneigung über die Kontinente hinweg.

Edith Fischbach links mit einer Freundin – Widmung: „Der l. Magdalena, ein Stück Gold, zur Erinnerung an Edith Fischbach“