Jüdische Zwangsarbeiter

Jüdische Zwangsarbeiter in Laa an der Thaya

Wie sich über die Jahre herauskristallisierte, wurden in Laa und Umgebung während des Krieges – als es schon keine jüdische Gemeinde mehr gab und ihre Mitglieder entweder geflohen oder deportiert waren – eine größere Anzahl von jüdischen Zwangsarbeitern aus Polen und der Ukraine, Ungarn und Serbien festgehalten. Die Namen der Menschen, die in Laa festgehalten wurden, sind bis heute nur für die Gruppen der Ungarn und Serben bekannt und mögen auch hier noch unvollständig sein. Auch konnte ich Holocaustopfer aus anderen niederösterreichischen KZs ausfindig machen.

Schon seit Beginn meiner Recherche war mir bekannt, dass im Garten des Laaer Pfarrhofes jüdische Zwangsarbeiter untergebracht waren. Dies wird in der Pfarrchronik angedeutet und wurde von verschiedenen Zeitzeugen aus Laa bestätigt. Sie können sowohl die Abschrift aus der Pfarrchronik als auch die Ausschnitte aus Interviews mit Frau G., Frau L. und Frau R. nachlesen.

Die Interviews erlauben eine „Außenansicht“ auf das Geschehen und lange Zeit war es nicht nur unklar, was mit den Zwangsarbeitern passiert war, auch schien es eher unwahrscheinlich, dass sich der Schleier der Vergangenheit jemals lichten würde. Was die Zwangsarbeiter im Pfarrhof betraf, so ist nichts Genaueres über ihr weiteres Schicksal bekannt. Doch gibt es Informationen, die darauf hinweisen, dass es mehr als diese eine Gruppe von jüdischen Zwangsarbeitern in Laa und Umgebung gegeben hat. Ich wurde von Joe S. kontaktiert, dessen Eltern, Großeltern und Verwandte am Blaustaudenhof, in der Nähe von Laa, als Zwangsarbeiter arbeiten mussten. Sie können die von ihm festgehaltenen Erinnerungen an die Zwangsarbeit auf dem Blaustaudenhof hier nachlesen (Übersetzung aus dem Englischen).

Wie man im Aufsatz „Ungarische Jüdinnen und Juden in Niederösterreich 1944/45“ von Eleonore Lappin lesen kann, war die Familie von Joe S. unter den 2567 Juden, die aus dem ungarischen Getto Szolnok nach Österreich gebracht wurden, um hier Zwangsarbeit zu verrichten (vgl. S. 11). Auch berichtet Lappin von Zwangsarbeit am Blaustaudenhof bei Laa, sowie von der Überstellung der Zwangsarbeiter ins Lager Theresienstadt am 20. April 1945 (vgl. S. 44). Allgemeine historische Informationen zu ungarischen jüdischen Zwangsarbeitern finden sich im Aufsatz „Der Zwangsarbeitseinsatz und die Todesmärsche ungarischer Jüdinnen und Juden in Österreich 1944/45“ von der gleichen Historikerin.

Die Aussage von Joe S. gibt Einblick in das Leben der ungarischen Zwangsarbeiter. Sie erhellt die historische Situation und ermöglicht eine differenzierte Betrachtungsweise. Sie straft alle jene Lügen, die behaupten, Greueltaten seien damit zu rechtfertigen, dass man sich damals ja dazu gezwungen gefühlt hätte. Menschlicher Umgang und kleine Taten des Mitgefühls sind fast immer möglich und es liegt am Einzelnen, wie er sich verhält.

Von der neuesten Gruppe bestehend aus serbischen Juden, die in Laa als Zwangsarbeiter arbeiten mussten, sind die Namen und weitere Informationen bekannt, jedoch fehlen hier Puzzleteile wie der Ort wo sie leben und arbeiten mussten.