Interview Frau L.

Interview mit Frau L. (Ausschnitt)


Interview vom
03.02.1995

„Ich bin keine gebürtige Laaerin, muß ich gleich am Anfang sagen. Ich bin erst 1944 nach Laa gezogen, bin allerdings in Laa in die Schule gegangen – 7. und 8. Klasse – und hab hier maturiert. Wohnhaft bin ich aber erst in Laa seit dem Jahr 1944. Wie ich nach Laa in die Schule gekommen bin ‘38, da waren die Juden gerade weg. Ich bin erst nach dem Anschluß nach Laa gekommen, im Herbst ‘38. Ich weiß nur innerhalb vom Reden, daß eine Familie Blau da gewesen ist. Ich weiß auch, daß eine Familie Drill da gewesen ist. Die waren Pferdehändler & sind nach dem Krieg wieder aufgetaucht. Für einige Jahre waren die wieder in Laa. Mehr weiß ich nicht. Ich hab mit keiner dieser Judenfamilien einen Kontakt gehabt, weil ich erst ‘38 nach Laa gekommen bin.“
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Es gibt Aussagen, daß jüdische polnische Zwangsarbeiter gegen Ende des Krieges, also ‘43 – ‘44, im Laaer Pfarrhof stationiert waren.

„Ja, da hat es Polen gegeben und da kann ich mich erinnern, daß meine Mutter eine polnische Frau beschäftigt hat so nebenbei an einem Samstag zum Aufräumen. Die haben zusätzliche Arbeit gesucht, diese Leute, und die hatte eine Tochter mit, und da ist sie einmal gekommen, die Frau, mit einem Kleid und das hat meine Mutter für ihre Tochter geändert. Meine Mutter hat sehr gut genäht und das hat die Frau gesehen und sie hat gesagt, ob sie nicht etwas für ihre Tochter ändern könnte. Das ist das Einzige, was ich weiß. Aber da waren Polen, ja. Wir haben damals in der Pfarrgasse gewohnt, also nicht weit weg vom Pfarrhof, und da ist diese Frau eben gekommen. Das war ‘44 / ‘45, wie wir dann schon in Laa gewohnt haben. Ein paar Monate, über den Winter, ist sie gekommen am Samstag und hat aufgewaschen und so, und meine Mutter hat sie bezahlt dafür. Die hat Arbeit gesucht, zusätzlich wahrscheinlich, damit sie besser auskommen. Weiß ich nicht, wo die sonst gearbeitet haben, aber die waren im Pfarrhof.“

Die haben dort gewohnt?

„Ja, ja, die waren dort untergebracht. Wie sie gewohnt haben, wahrscheinlich nicht sehr komfortabel, aber die waren im Pfarrhof untergebracht.“

Waren das Kriegsgefangene?

„Ich glaube nicht, sie waren in Zivil. Es hat ja auch russische Zivilarbeiter gegeben auf den Dörfern und Ukrainerinnen usw. – die sind wahrscheinlich mehr oder weniger freiwillig gekommen. Die waren keine Kriegsgefangenen, das waren Zivilisten. Mit Männern hab ich nichts zu tun gehabt. Ich weiß davon eben nur, weil diese Frau 1 Mal in der Woche bei meiner Mutter aufgeräumt hat & abgewaschen hat. Sonst wüßt’ ich nicht einmal das.“

Wie lange ungefähr waren die Menschen in Laa? Bis Ende des Krieges?

„Nein, die sind dann schon vorher weggekommen. Aber ich kann nicht sagen, wann das war. ich glaube, wie der Krieg zu Ende gegangen ist, dürften die nicht mehr da gewesen sein. Aber behaupten kann ich gar nichts. Aber ich weiß, daß welche da waren.“

Ich nehme an, die haben nicht Deutsch gesprochen?

„Doch, die hat ein bißchen Deutsch gekonnt. Sie hat da gewisse Anweisungen gegeben wie sie das Kleid möchte und das hat mich sehr irgendwie amüsiert. Da hat sie gesagt, eine ‚Glosch‘ will sie haben, also Glocken, der Rock soll ein Glockenrock werden. Also gebrochen deutsch.“

Also nicht aus irgendwelchen deutschsprachigen Gebieten?

„Nein. Das war eine richtige Polin, die hat nur ein bisserl Deutsch können. Aus deutschsprachigen Gebieten sind Flüchtlinge durchgekommen. Da haben wir einmal eine Einquartierung gehabt, die waren aus dem Banat oder aus der Batschka, aus Jugoslawien. Die sind in einem Treck so durchgezogen und da ist gesagt worden, man soll Quartier zur Verfügung stellen, sie bleiben eine Nacht da. Kann ich aber auch nicht genau sagen, ich glaub’ das war schon im Herbst vorher. Ich weiß da war ein junges Mädchen, die hat dann bei mir im Zimmer, wo ein zweites Bett war, geschlafen & hat mir erzählt. Das war eine Deutsche, also eine Volksdeutsche hat man das genannt. Aber wie gesagt, die waren aus dem damaligen Jugoslawien.“

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