Gerechte

Gerechte

In einer Zeit, in der es leicht ist, sich über andere zu erheben, sind jene groß, die dies nicht tun. Doch es braucht immer – auch wenn weder Krieg noch Naziherrschaft toben – Menschen mit Zivilcourage. Im Laufe meiner Recherchen habe ich zwei Menschen kennenlernen dürfen, die ich aufgrund dieser – meiner – Definition als Gerechte bezeichnen will, deren Geschichte hier erzählt werden soll:

Gretl Ledermayer

Martha Mader

Die beiden Laaerinnen haben keine jüdischen Menschen gerettet, wie dies Yad Vashem als Definition der „Gerechten unter den Völkern“ verlangt. Der vielleicht schönste Brief, den ich je bekam, berichtet von einer Legende, die dazu passt. Er kam fast durch einen Zufall doch noch nach einem halben Jahr als ein unerwartetes Geschenk in meine Hände. Am letzten Schultag des Schuljahrs 1991/92 erhielt ich mit dem Zeugnis einen Brief, der ein halbes Jahr in der Schublade des Lehrertisches geschlummert hatte, ohne dass er mir ausgehändigt worden war – jemand hatte ihn dort abgelegt und er wurde einfach vergessen. Welch Glück, dass er am Schulschluss doch noch gefunden wurde:

Magdalena Müllner
Bundesrealgymnasium
A-2136 Laa a.d.Thaya
Austria

4.1.1992

Liebe Magdalena Müllner,

eine jüdische Legende erzählt, daß es in jeder Generation 36 Gerechte gibt, dank denen die Welt besteht. Wer die 36 sind, bleibt ein Geheimnis. Ich glaube aber, daß Sie zu ihnen gehören.

Ihnen das zu sagen, war mir ein Bedürfnis, nachdem ich im Jüdischen Echo Ihren Beitrag „Lügen in Laa“ gelesen habe.

Ich wünsche Ihnen, daß Sie mutig bleiben und Ihr Leben weiterhin in solch seltener Wahrheit führen.

Ihr
Dr. Sidney Rosenfeld