Martha Mader
Martha Mader kam als junges Mädchen nach Laa. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war es für viele junge Frauen aus bäuerlichen Kreisen eine gute Möglichkeit, vor ihrer Verheiratung Geld zu verdienen, indem sie sich in einem gutbürgerlichen Haushalt als Kindermädchen oder Haushaltshilfe verdingten. So war es auch im Fall von Frau Mader. Sie verbrachte ein paar Jahre als Kindermädchen bei der jüdischen Kaufmannsfamilie Maneles in Laa an der Thaya. Auf dem Bild ist sie mit den Kindern zu sehen. Auch ihren späteren Mann lernte sie im Hause Maneles kennen.
Zu Beginn des Krieges war Frau Mader als Kindermädchen in England beschäftigt. Zu dieser Zeit gab es noch Briefkontakt zu „ihren Kindern“. Wie sie mir erzählte, schickte sie ihnen sogar etwas Geld, abgespart von ihrem Lohn, als die Familie schon von Laa in die Tschechische Republik geflüchtet war und dort in ärmlichen Verhältnissen lebte. Ob die Kinder den Krieg überlebt hatten, wusste sie bis zu unserem Zusammentreffen nicht.
Erika hatte zwar überlebt, war in den Sechzigerjahren allerdings verstorben. Gerda war von den Nazis ermordet worden. Kurt lebte zu diesem Zeitpunkt noch in Belgien, und ein Mal war es ihm sogar noch möglich, mit Frau Mader zu telefonieren. Vielleicht war dieses Telefonat und das Wissen um das Schicksal der Kinder in gewisser Weise eine späte, kleine Belohnung für ihre Treue. Dieses Bild, das Martha Mader all die Jahre wie einen Schatz gehütet hat (weitere Bilder finden Sie im Interview-Abschnitt), zeigt die drei Kinder Kurt, Erika und Gerda:
Als ich Frau Mader kennenlernte, war sie schon sehr durch ihre Krebserkrankung gezeichnet. Trotz der offensichtlich schwachen körperlichen Verfassung und ihrer Schmerzen erzählte sie mir gerne von der Zeit bei Familie Maneles. Sie bat auch ihre Tochter, vier Bilder zu holen, die sie seit damals aufgehoben hatte. Immer noch sprach sie liebevoll von ihren Schützlingen Erika, Gerda und Kurt Maneles, und nannte sie „meine Kinder“. Weitere Details finden Sie im Interview mit Frau Mader.